Etwa 20.000 Tempel soll es auf der Insel Bali geben, die kleinen Feld-, Haus- und Familientempel noch gar nicht hinzugerechnet. Einige sind klein und unscheinbar, einige erstrecken sich über mehrere Hektar Fläche wie der berühmte Besakih-Tempelkomplex oder Pura Luhur Uluwatu.
Wenn man auf Bali von einem Tempel spricht, so hat man dort allerdings keine pompösen Gebäude vor Augen mit großen Hallen und hohen Türmen.Es gibt keine goldenen Götterstatuen in imposanten Gewölben. Die Tempel der Insel sind auf den ersten Blick eher unscheinbar.
Das auffälligste daran sind noch die Mauern von denen sie umgeben sind und die Tore durch die man sie betreten kann. Es geht auch gar nicht primär darum, einem Gott ein schönes Haus zu errichten, sondern darum, einen Kult- oder Kraftplatz zu nutzen um Kontakt zu den Göttern zu bekommen.
Diese verweilen auch nicht ständig innerhalb der Tempelmauern, vielmehr ist ein balinesischer Tempel ein Treffpunkt von Gott und Mensch. Der Mensch kann mit bestimmten Ritualen und zu bestimmten Zeiten die Götter anrufen, denen der Tempel geweiht ist und auch Gastgötter anderer Tempel. Diese kommen dann, lassen sich nieder und man kann in Zwiesprache treten.
Dazu muss so ein Tempel natürlich oben offen sein, damit die Geistwesen ungehinderten Zugang haben. Die Anlagen bestehen somit aus einer Begrenzungsmauer, die oft gerade mal hüfthoch ist und einem Zugangstor.Innerhalb des Platzes stehen dann die einzelnen Schreine in denen sich die Götter bei Bedarf niederlassen.
Man unterscheidet in die Palinggih und in die Pasimpangan, je nachdem ob sich ein Gott niederlassen soll der hier seinen Stammsitz hat oder einer der nur Gast ist. Aufwändige Verzierungen finden sich natürlich dennoch, an den Mauern, Toren oder den Schreinen. Die Lage der Tempel kann dabei spektakulär sein, mit Blick auf das Meer oder am Hang eines Vulkans. Die meisten davon liegen allerdings ganz unauffällig inmitten saftig grüner Reisfelder oder im Dschungel. Abhängig ist das vor allem von der Natur der Mächte die man verehren möchte.
Ein Tempel für einen Landbau- oder Bewässerungsgott wird man inmitten der Felder finden, einen für die Meeresgötter in Wassernähe und einen Tempel für die Berggötter am Hang des jeweiligen Berges.
So unterschiedlich die balinesischen Tempel auch sein mögen, einige Gemeinsamkeiten gibt es dennoch. So bestehen die größeren Heiligtümer aus zwei oder drei von Mauern umgebenen Höfen, die bestimmte Funktionen haben.Der Jaba oder Jabaan ist der erste Hof den man innerhalb des Tempel betritt, der Jaba Tengah ist der zentrale Hof und der Jeroan ist der Innenhof eines balinesischen Tempels mit den Heiligtümern und den Mèru.
Umgeben sind die Tempel die nicht gerade nur aus einem Stein oder einem Bambusgestell (Lahapan oder Asagan) bestehen von einer Mauer oder von mehreren, wenn es die zwei oder drei Innenhöfe gibt. Zugang bekommt man durch verschiedene Tore. Einmal durch das Candi Bentar, das gespaltene Tor und einmal durch das Kori Agung, das geschlossene und überdachte Tor.
Um die bösen Geister abzuhalten, die bekanntlich nur geradeaus gehen können, befindet sich hinter dem Tor noch eine Wandscheibe, die Aling-Aling. Die Geister kriegen die Kurve nicht und können den Tempelhof nicht betreten.Ebenfalls als Schutz dienen die vier Ecken des Tempels die nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Zudem müssen natürlich alle Maße exakt berechnet sein, auch das hält das Böse fern und zieht das Gute an. Als Grundmaß dient dabei immer der Mensch, die genauen Berechnungen führen die Bildhauer und Architekten Balis, die Astakosali durch.
Ist ein Tempel erbaut, folgen zwei Zeremonien um ihn brauchbar zu machen. Die erste rituelle Reinigung (Pamelaspas Alit) dient dazu, den eventuell beim Bau angefallenen gefährlichen Schmutz zu beseitigen. Die zweite Zeremonie (Pamelaspas Agung) dient der Weihe und findet an einem genau berechneten Tag statt. Dieser gilt fortan als Geburtstag des Tempels und wird natürlich jedes Jahr gebührend gefeiert, ähnlich der hierzulande bekannten Kirchweih.