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Regenwaldabholzung: Weniger Luft, dafür mehr Palmöl

Regenwaldabholzung: Weniger Luft, dafür mehr Palmöl

Regenwaldabholzung: Weniger Luft, dafür mehr Palmöl Regenwaldabholzung: Weniger Luft, dafür mehr Palmöl – © PhilipYb Studio / Shutterstock

Es steckt in Zahnpasta, in Shampoo und anderen Produkten: Palmöl. Dass ganze Wälder brennen, um das flüssige Elfenbein, wie Palmöl noch genannt wird, zu produzieren, ahnen nur wenige Verbraucher. Doch jedes Jahr verbrennen zwölf Millionen Hektar indonesischer Wälder auf illegale Weise.

Während der Trockenzeit in Südostasien brennen jedes Jahr große Flächen des Regenwaldes ab. Smogwolken sind aus großer Entfernung zu sehen und lassen erahnen, welchen Grund es für ihre Entstehung gibt. 2015 war so dramatisch wie kein anderes Jahr zuvor. Etwa 10.000 einzelne Feuer zählte man in Indonesien. Man könnte die Schuld El Niño zuschieben. Das Wetterphänomen trocknete große Teile der Region aus. Der Übeltäter ist aber viel mehr der Mensch, der billige Rohstoffe auf illegale Weise erhalten möchte. Schätzungen zufolge sind zehn Prozent der Brände beabsichtigt gewesen. Seit Jahren müssen Regenwälder weichen, um Platz für die beliebten Ölpalmen zu schaffen.

Palmöl ist gut, die Gewinnung nicht

An dem Produkt Palmöl ist absolut nichts auszusetzen. Das Problem ist, dass es nicht umweltfreundlich hergestellt wird, sondern von einer menschlichen Geldgier angetrieben wird. Die Europäische Union will nun mit Verordnungen und Prüfsiegeln sicherstellen, dass der Waldbestand bestehen und den Indonesiern somit ihre Lebensgrundlage erhalten bleibt. Im selben Zuge versuchen Forscher, eine künstliche Alternative zu Palmöl zu entwickeln.

Die obere Grafik zeigt, welche Ausmaße die Palmölgewinnung in den letzten Jahren hatte. In den 1990er Jahren lag der Waldbestand noch bei fast 120 Millionen Hektar. Seit dem gibt es eine starke Entwicklung nach unten. Zur Jahrtausendwende wurde erstmals die 100-Millionen-Hektar-Marke unterschritten – Tendenz weiter sinkend. Jedes Jahr sinkt der Waldbestand um mehr als 0,7 Prozent.

Der sinkende Waldbestand beeinflusst nicht nur die Menschen, die Luft zum Leben benötigen, sondern auch die Tiere, darunter Orang-Utans, Borneo-Zwergelefanten sowie Sumatra-Tiger.

Günstiger als andere Ölsorten

Palmöl kostet zwischen 700 und 1.200 Dollar pro Tonne. Weltweit werden auf 17 Millionen Hektar etwa 60 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Kein Wunder, dass dieses Öl so begehrt ist. Ein Großteil stammt aus Indonesien und Malaysia. Keine der beiden Nationen möchte seine Marktposition verlieren, sodass die illegalen Rodungen nicht verwundern sollten. Seit 1990 haben sich die Anbauflächen in den beiden Ländern verzehnfacht. Laut WWF möchte Indonesien seine Plantagen in zehn Jahren auf 20 Millionen Hektar erweitern.

Die fortschreitende Rodung indonesischer Regenwälder scheint die Regierung nicht groß zu stören, wenn man Umweltaktivisten glaubt. Bombong Hadi, Mitglied der Umweltorganisation friends of the earth, hält Palmöl für ein zu großes Geschäft. Seiner Aussage nach soll die Regierung die Organisation unter Druck setzen, wenn sie auf das Problem aufmerksam macht. Der Staat verdient schließlich große Steuergelder an der Produktion von Palmöl. Viele Firmen, die mit dem Öl handeln, haben ihren Firmensitz in Singapur.

Runder Tisch soll Nachhaltigkeit garantieren

Um die illegale Gewinnung von Palmöl zu stoppen, wurde der Runde Tisch für Palmöl (RPSO) gegründet. 27 der 38 Mitglieder sind aus der Industrie, darunter REWE und Henkel. Sie verpflichten sich, Palmöl zu verwenden, welches als nachhaltig zertifiziert wurde.

Der Zertifizierungsprozess setzt voraus, dass die Produzenten mehr als 160 Kriterien erfüllen. Ende 2013 lag der Anteil des zertifizierten Palmöls bei nur 28 Prozent. Noch ist Aufholbedarf gefragt.

Es gibt auch Verfechter der Zeritifizierung. Einer Studie von Südwind zufolge ist die sie kein Garant dafür, dass das Palmöl aus einer nachhaltigen Produktion stammt. Laut der Auswertung werden häufig ökologische und soziale Standards nicht eingehalten. Menschenrechtsverletzungen kamen in den letzten Jahren immer wieder ans Tageslicht.

In Lebensmitteln muss Palmöl genannt werden

In vielen Produkten ist nur schwer erkennbar, ob Palmöl drin steckt. Ein klassisches Beispiel: Kosmetika. Wer auf Palmöl aus Prinzip verzichten möchte, muss sich also informieren, in welchen Produkten es Verwendung findet. Einfacher gesagt als getan. Laut Barbara Schroeter von der Verbraucherzentrale des Saarlandes ist das für Verbraucher bei bestimmten Produkten praktisch unmöglich.

Zumindest im Lebensmittelbereich gibt es seit Dezember 2014 eine gewisse Transparenz. Seit diesem Zeitpunkt muss Palmöl klar und deutlich genannt werden. Laut Michaela Couturier von Greenpeace gibt es Alternativen zu Palmölprodukten, auch wenn sie nicht ganz vielfältig sind. Seit 2012 gibt es auch den Einkaufsführer Produkte ohne Palmöl, der hilft, Artikel ohne Palmöl zu kaufen.

Zusammenfassung

Die fortschreitende Regenwaldabholzung, um Platz für Plantagen zur Produktion von Palmöl freizuräumen, ist besorgniserregend. Seit Jahren sinkt der Regenwaldbestand in Indonesien, welcher in wenigen Jahren kritische Werte erreichen wird. Die Regierung muss langfristig denken, anstatt auf kurzfristige Gewinne zu setzen. Des Weiteren sind nachhaltige Alternativen zu Palmöl gefragt.

Artikelbild: © PhilipYb Studio / Shutterstock

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