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Yogyakarta: Ein Zauber aus 1000 und 1 Nacht

Markt in Yogyakarta, Java, Indonesien

Solche Märkte bestimmen das Bild der Einkaufsstraßen von Yogyakarta, sie machen den Besuch zu einem Erlebnis

Wer zwei der bedeutendsten kulturellen Stätten von Zentraljava, wenn nicht sogar Indonesiens, entdecken möchte und sich zudem auf die Spuren einer spannenden und vielfältigen Vergangenheit der Sultane machen möchte, sollte auf keinen Fall Yogyakarta verpassen. Für Reisende gehört diese Stadt im Süden Javas beinahe schon zu einem Muss: Der Sultanspalast, Borobudur und Prambanan locken jährlich Tausende Besucher an. Doch die Stadt und deren Umgebung haben noch viel mehr zu bieten.

Das geistige und kulturelle Zentrum

Die „blühende Macht“, so die Übersetzung des Stadtnamens, kann man förmlich immer noch in Yogyakarta spüren. Die Stadt, die 1755 gegründet wurde und aus der Teilung des Sultanats Mataram in Yogyakarta und Surakarta hervorging, hat eine bewegende Geschichte zu erzählen. Indonesien wurde einst in weiten Teilen von niederländischen Kolonialisten besetzt, so auch Yogyakarta. Allerdings hatten die Niederländer dort die Rechnung ohne den ersten Sultan der Stadt, Hamengkubuwono I., gemacht, der bereits im 18. Jahrhundert antikolonialistisch ausgerichtet war. Und so war Yogya, wie die Stadt noch genannt wird, seit jeher auch ein Zentrum, von dem aus Impulse für die Freiheitskämpfe und später die Unabhängigkeitsbewegungen ausgingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das heutige kulturelle Zentrum zudem für kurze Zeit provisorische Hauptstadt in der gerade ausgerufenen Republik Indonesien.

Taman Sari Wasserschloss in Yogyakarta, Java

Das Taman Sari Wasserschloss in Yogyakarta

Über all die Jahre wurden und werden die Sultane in der Stadt – Yogya hat als Sultanat einen Sonderstatus inne – beinahe wie Götter verehrt und der Reisende kann heute bei einem Spaziergang durch den Kraton, dem Palast, die herrschaftlichen, und teils extravaganten, Auswüchse bewundern. Vor allem Bangsal Kencono, der Goldene Pavillon, verschlägt einem den Atem. Der Pavillon stellt den Thronsaal des Palastes dar. Hier empfing der Sultan seine Gäste und fürstliche Bankette wurden gehalten. Doch die Bibliothek oder die Glaspavillons mit traditionellen Gewändern wissen ebenso zu beeindrucken. Ein kleiner Abstecher zu Taman Sari, den Lustgärten, ist aber ebenfalls lohnenswert. Auch wenn heute der größte Teil in Ruinen brachliegt, sind die teils wieder restaurierten Bereiche des Wasserschlosses beeindruckend. Doch vor den Eingängen erwarten die Besucher einige „official guides“, die man am besten ignorieren sollte.

Rund um das Areal haben sich übrigens recht viele Künstler niedergelassen, sodass Kunstliebhaber hier voll auf ihre Kosten kommen werden. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum berühmt berüchtigten Vogelmarkt, der nach Ausbruch der Vogelgrippe aus dem Zentrum verschwand und an den Stadtrand verlegt wurde. Schon der Weg zum Kraton und seiner Umgebung, sei es zu Fuß – die tropischen Temperaturen sollten dabei nicht unterschätzt werden – oder mit einem becak (einer Fahrrad-Rikscha), ist lohnenswert und der Stadtabenteurer kann schon hier das alte royale und koloniale Flair spüren: So sind das Post- und das Bankgebäude sicherlich einen Blick, wenn nicht sogar einen Besuch, wert. Zumal die Lieben daheim ja gerne mit einer Postkarte über das eigene Wohlbefinden informiert werden möchten.

Shopping, Shopping, Shopping

Nach derart kulturellen Besichtigungen können Shoppingbegeisterte durchaus mehr als nur einen Tag lang mit Bummeln verbringen, die vielen Stände an der Jalan Malioboro bieten für jeden Geschmack etwas. Hier reiht sich ein Stand an den anderen und jeder, der auf Souvenirjagd ist, wird sicherlich fündig. Etwas Verhandlungsgeschick ist hier von Vorteil. Schnäppchenjäger sollten auf jeden Fall „Mirota Batik“ aufsuchen, über zwei Etagen findet man hier wirklich alles: von Batik über Bilder, wayang golek Puppen bis zum Tropenhelm. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann sich in das Gewimmel der großen Markthalle Pasar Beringharjo stürzen. Hier wird der Reiselustige allerdings etwas auf die Geduldsprobe gestellt: Die Gassen sind eng und man ist regelrecht einer Reizüberflutung ausgeliefert. Spätestens hier wird jeder fündig, und geschäftstüchtige Händler preisen die Waren lauthals an. Und auch kulinarisch kann hier einiges – mitunter durchaus kritisch und mit einer gewissen Skepsis – begutachtet werden: Gewürze, Saté-Spieße, Gemüse, köstliche Schlangenfrüchte, die der Heimkehrer in Europa später dann vermissen wird, die Stinkbomben-Früchte Durian, frittierte Fledermäuse und, und, und.

Schmuckfans sollten indes nach Kota Gede, die Hochburg der Silberschmiede, einen Ort, fünf Kilometer nördlich der Haupteinkaufstraße von Yogyakarta gelegen, fahren. Hierher gelangt der Kauflustige mit einem becak, per Fahrrad oder mit dem Bus, Linie 4. Die Anreise mit dem Bus ist im Grunde genommen recht angenehm, jedoch sollte genau darauf geachtet werden, in welche Richtung man fahren muss, denn sonst wird die Fahrt schnell auf eine Dauer von 1,5 Stunden erweitert – was sicherlich seinen Reiz haben kann …

Die Highlights um Yogyakarta

Hinduistischer Tempel Prambanan, Java

Prambanan ist der größte hinduistische Tempel auf Java

Die eigentlichen Highlights eines jeden Yogyakarta-Aufenthalts liegen allerdings außerhalb der Stadt: Borobudur und Prambanan. Prambanan ist von Yogyakarta aus ganz bequem mit dem Bus zu erreichen, aber auch etliche geführte Touren werden von der Stadt aus angeboten. Je nach Abenteuerlust kann der Kulturbegeisterte also entscheiden, wie er die größte hinduistische Tempelstätte von Java erreichen möchte. Schon von Weitem kann der atemberaubende Tempelkomplex erahnt werden, der in drei Sektoren aufgeteilt ist: in einen inneren, mittleren und äußern Tempelbereich. Über alle anderen Tempel hinaus ragen drei Exemplare, die den Göttern Shiva (dem Zerstörer), Vishnu (dem Bewahrer) und dem Schöpfer Brahma geweiht sind. Die Haupttempel, wie alle anderen, wurden vermutlich im 9. Jahrhundert erbaut, als Zeichen der Verdrängung der Buddhisten nach Sumatra. Denn die hinduistische Mataram-Dynastie wollte ein Zeichen zum buddhistischen Pendant setzen: Borobudur.

Tempel Bodobudur mit Blick auf Vulkan Merapi, Yogyakarta, Java

Von der obersten Terrasse des Tempels Borobudur auf Java aus, zeigt sich der Vulkan Merapi in seiner vollen Pracht

Dieser buddhistische Tempel ist so aufgebaut, dass er die verschiedenen kosmischen Sphären des Mahayana-Buddhismus widerspiegelt, nämlich Kamadhatu (Sphäre der Wünsche und Weltverbundenheit), Rupadhatu (Sphäre der Formen) und Arupadhatu (Sphäre der Formlosigkeit). Es empfiehlt sich, den Tempel recht früh zu besuchen, da viele Schulklassen die Tempelanlage regelmäßig für den Schulunterricht aufsuchen.

Und als Europäer scheint man eine viel interessantere Attraktion darzustellen als Borobudur, denn ständig wird man gebeten, sich mit freundlich lächelnden Einheimischen ablichten zu lassen. Doch davon sollte sich der Tempelbesucher nicht abschrecken lassen, denn Borobudur ist ein ganz außergewöhnlicher Ort, an dem die Geschichte regelrecht eingeatmet werden kann. Von der obersten Terrasse aus bietet sich zudem ein atemberaubender Blick über die Landschaft und auf den Vulkan Merapi.

Nicht nur Kultur

Nicht nur Kulturbegeisterte sollten Yogyakarta und die Umgebung erkunden, denn auch Gunung Merapi und der Ort Kaliurang sind ein Besuch wert. Der Vulkan ist einer der aktivsten und gefährlichsten der Welt, erst 2012 brach er aus und forderte erneut etliche Opfer, zugleich ist er aber heilig. Jährlich werden ihm Opfer dargeboten, um so die Götter zu beschwichtigen. Wagemutige können sogar sogenannte Lava-Touren buchen.

Dr. Tanja Lindauer
Dr. Tanja Lindauer, Journalistin und Schlussredakteurin, lebt und arbeitet in Berlin. Sie wird von ständigem Fernweh geplagt und bereist mit dem Rucksack die Welt.


Auf dem Weg zum Vulkan liegt zudem das Örtchen Kaliurang, etwa auf 900 Meter. Hier befindet sich ein kleiner Nationalpark, in dem man bei angenehmen Temperaturen die Natur – zumindest teilweise – genießen kann. Teilweise deshalb, da einige Stellen des Parks mit lauten, indonesischen Klängen regelrecht beschallt werden. Und wer dann immer noch nicht genug hat, kann sich in Yogyakarta einfach treiben lassen und noch viele weitere Erkundungen in und um die Stadt herum unternehmen. Langweilig wird es dem Javareisenden hier sicherlich nicht.

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