Das Leben der Menschen auf Bali hängt nicht nur von den sichtbaren Dingen des Lebens ab, sondern ganz entscheidend vom Einfluss der Ahnen, also der verstorbenen Familienmitglieder.
Die Balinesen sehen im Leben lediglich eine Phase, die man im unsauberen materiellen Körper verbringt. Dieser ist dabei lediglich das Gefäß für die reine Seele, die nach dem Tod der Hülle weiter existiert und das Leben der verbliebenen materiellen Angehörigen steuert. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass eine der wichtigsten Zeremonien auf Bali die Verbrennungszeremonie ist.
Man geht davon aus, dass die materielle Hülle, bestehend aus den fünf Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft und Atmosphäre, nach dem Tod möglichst vollständig aufgelöst werden muss um der Seele freie Bahn zu gewähren. Dies geschieht idealerweise durch eine Verbrennung, wobei es auf Bali auch Ausnahmen gibt. In den Bali-Aga Dörfern, allen voran Tenganan, zieht man teilweise die Beerdigung dem Verbrennen vor.
Eine solche Zeremonie ist eine überaus bunte, laute ja gar fröhliche Angelegenheit. Da durch den Tod letztendlich nur die Seele aus der materiellen Hülle befreit wird, ist der Anlass zur Trauer nicht all zu groß. Die Toten werden zunächst im eigenen Gehöft aufgebahrt, meist in einem Pavillon (Balé Bandung) der zu diesem Zweck reich geschmückt wird. Daneben errichtet man zwei Altäre für den Sonnengott Sūrya und für Brahmā.
Dem gewaschenen Toten werden nun Spiegelscherben auf die Augen gelegt, seine Ohren werden mit Wachs verschlossen, die Nasenlöcher mit Lilienknospen. Blätter des Intaranstrauch werden auf die Augenbrauen gelegt und ein goldener Ring auf die Zunge. Danach wir die Leiche in ein weißes Baumwolltuch eingewickelt, verschnürt und manchmal auch in einen Sarg gelegt.
Nun folgen ein paar wichtige Requisiten, wie das Ukur beispielsweise, das Angenan, das pangawak und über dem Eingang des Hauses die Damar Kurung. Nach einigen rituellen Handlungen der Priester, macht sich der Leichenzug mit dem oft riesigen Wadah oder Badé und begleitet von einem Gamelanorchester auf zum Krematoriumsplatz (pamuhunan).
Hier wird der Leichnam wieder ausgepackt und in den Verbrennungssarg gelegt. Nach einigen weiteren rituellen Handlungen wird der Tote angezündet und die meisten Trauergäste verlassen die Beerdigung an dieser Stelle. Nachdem das Feuer erloschen ist, wird die Holzasche von der weißen Knochenasche getrennt. Diese wird in einem Tuch gesammelt, mit Blüten geschmückt und von einem Priester im Wasser verstreut.
Eine solche Zeremonie kostet natürlich eine Menge Geld, das sich nur die wenigsten Balinesen leisten können. So werden die Toten oft vorübergehend beerdigt, bis wieder eine Verbrennungszeremonie eines wohlhabenden Mitbürgers ansteht, an der man sich dann einfach beteiligt. So erhalten diese Seelen oft ein Geleit aus hundert weiteren Seelen, die bisher in einem Grab auf diesen Augenblick warten mussten.
Die sterblichen Überreste werden dazu einfach wieder ausgegraben. 12 Tage nach der Verbrennung muss die Seele einer zweiten Reinigung (Ngerorasin) unterzogen werden, oft geschieht das aus finanziellen Gründen aber erst viel später. Selbiges gilt für die letzten Reinigungen (Pangastian und Maligya) mit denen die Verstorbenen zu Göttern werden.