Galungan ist eines der bedeutendsten Feste des balinesischen Kalenders, in der die Geister der Vorfahren auf die Erde zurückkehren um mit der Familie zu leben um sich zehn Tage später, an Kuningan, wieder in ihre Wohnstätte begeben. Gleichzeitig wird durch rituelle Handlungen der Sieg des Guten über das Böse zelebriert. Bereits einen Monat vor dem Fest beginnen Frauen mit den Vorbereitungen für das Fest: Komplizierte Dekorationen aus Kokospalmblättern werden geflochten, bunte Reiskuchen werden gebacken und in der Sonne getrocknet und der Vorrat an Räucherstäbchen wird aufgefüllt.
Vor jedem Haus werden riesige Bambusmasten aufgestellt, verziert mit verschlungenen Spiralen aus Kokosblättern, bunt gefärbte Blätter werden mit Reisgarben und Blumen zusammengebunden und hängen von den Enden herab. An jedem Stab befindet sich ein kleiner Tempel in dem sich all das befindet was die Götter den Bewohnern des Hauses gebracht haben: Essensgaben, die nicht selten aus Stücken von gebratenem Huhn, Früchten und Reis bestehen, Geldscheinen, Stoffstücke als Symbol für Kleidung und nicht selten ist auch eine Flasche Fanta oder sogar Bier zu sehen.
Die so geschmückten Straßen verwandeln sich in prachtvolle Alleen, eine Augenweide wenn man zu dieser Zeit über die Insel fährt. Am Tag vor dem eigentlichen Galungan werden die festlichen Speisen zubereitet. Silber− oder Aluminiumplatten werden mit Zuckerrohrstücken, Betelblättern, verschiedenen Reiskuchen, Früchten und gekochtem Reis bereitet, die Opfergaben aus Blumen in kräftigen Farben und zerkleinerten Blättern welche mit einem speziellem Parfüm getränkt werden und mit Räucherstäbchen versehen dürfen nicht fehlen.
Jede Opfergabe hat eine rituelle Bedeutung. Jeder Tempel wird mit speziellen bunten, goldverzierten Tüchern und Tempelschirmen prächtig geschmückt. Die Haupthandlung besteht im töten eines Huhns, welche das Ende der schlechten Taten symbolisiert. Sinnigerweise wird dieses Huhn jedoch am nächsten Tag, Galungan, verspeist; ob sich die Menschen darüber bewusst sind dass sie dadurch das „Böse“ symbolisch wieder in sich aufnehmen ist unklar.
Am Morgen des großen Tages kleiden sich alle Balinesen in ihre schönsten Trachten: Frauen wie Männer tragen eng gewickelte Sarongs, Hemden und Blusen aus kirsch− oder scharlachroter, smaragdgrüner, saphirblauer, goldener oder purpurfarbener Spitze. Die Farbenpracht ist enorm. Die Opfergaben werden in die verschiedenen Tempel verteilt: Haustempel, Hoftempel, Dorf− und, je nach Lage, Meeres− oder Bergtempel nebst dem speziellen Tempel der eigenen Anliegen entsprechend.
Susanne Guckenberger Bali Oase Resort
Nicht selten begeben sich ganze Familien auf Tempelrundreise, die mehrere Tage dauern kann. Ist das folgende Festmahl verspeist, die Geister geehrt worden und alle Sterblichen satt und zufrieden, bleiben stets Gleichgewicht und Harmonie erhalten.
Der Abschluss des Festes an Kuningan, zehn Tage später, wird ebenfalls rituell gefeiert, nur nicht in so aufwendiger Form wie Galungan.
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